Heizungsperiode
6. Oktober 2011 von Jolli
Ich wohne – noch – in Berlin Reinickendorf. Vor 22 Jahren habe ich eine hübsche sonnige, warme Wohnung in einer grünen Lage bezogen. Der Wohnungsstandard ist so lala… aber trotzdem habe ich mich viele Jahre eigentlich recht wohl gefühlt. Doch vor einigen Jahren fing das Dilemma an: die Wohnungsbaugesellschaft wurde verkauft an US-Fonds. Dicke Mieterhöhung war die Folge. Alle Sanierungsarbeiten, die schon einige Häuser hinter sind hatten, wurden eingestellt. Das hieß: weiter mit maroden Wasserleitungen leben, zu wenig Steckdosen in der Wohnung, die geplanten Fliesenarbeiten in Küche und Bad fielen weg, die Stromanschlüsse teilweise zu schwach u.s.w.
Jede Reparatur muss in einem Callcenter angemeldet werden. Die Reparaturweitergabe wird nur halbherzig und oft falsch in die Wege geleitet. An Sachbearbeiter wird man nicht verbunden, wenn man Fachauskünfte haben möchte. Die Liste lässt sich noch lang weiter führen.
Heute aber die Krönung:
Als es in der letzten Septemberwoche so lausig kalt war, wurde die Heizungsanlage in Betrieb genommen – für zwei Tage. Dann war sie aus, nicht etwas im Standby. Ein Anruf am 30. September mit der Bitte, die Heizung wieder anzumachen, hatte nach vielem Wenn und Aber beim Callcenter erst einmal Erfolg. Dann wurde es auch nachts wieder wärmer, also Heizung wieder aus, nicht im Standby.
Um dieses Herumgerede im Callcenter zu vermeiden habe ich gestern per Mail um Einschalten der Heizung gebeten. Keine Reaktion. Heute mein Anruf, und dann kam diese Aussage: heute wurden im Wetterbericht 21 ° angekündigt, da geht doch die Heizung nicht an! Wiebitte? Laut Vertrag geht die Heizperiode vom 1. Oktober bis 30. April des Folgejahres.
Den Menschen im Callcenter ist nicht mal bewusst, wie groß Berlin ist, welche Temperaturunterschiede es da gibt. Und die 21° werden jahreszeitlich bedingt auch max. für 30 Minuten erreicht. Es ist stürmisch, der Wind drückt auf die Fenster.
Hat man Worte zu solchen Ausreden? Ach ja, ich vergaß zu berichten, dass die Wohnungsverwaltungsgesellschaft seit einigen Monaten eine AG ist. Und es wurde große Gewinne für die Anleger versprochen.
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